Abteilung Handball

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Hermann Graf „Bubes“ – Nachruf

Bubes wurde in Stuttgart am 16.09.1935 geboren und wuchs in Stammheim auf. Zunächst war er Leichtathlet (Speerwerfen, Sprint). Er war Stuttgarter Stadtmeister im Speerwerfen mit 46 Metern, die 100 Meter lief er in 11,8 Sek. In der C-Jugend kam Bubes zum Handball beim TSV Zuffenhausen, wo er bis 1972 gespielt hat. Der TSV Zuffenhausen gehörte damals zu den „großen Drei“ im württembergischen Großfeldhandball, zusammen mit Frisch Auf Göppingen und dem TB Esslingen. Weiter dabei waren der TSV Ansbach mit Erwin und Konrad Porzner, TuS Schutterwald und TuS Hofweier, die SG St. Leon und die SG Leutershausen. Die Heimspiele fanden auf der berühmten „Schlotwiese“ statt, und hatten dort bis zu 5.000 Zuschauer.

 

Sein erstes Länderspiel war im März 1958 in der Kieler Ostseehalle gegen die Tschechoslowakei, die BRD verlor mit 16:20 Toren. Bei der Weltmeisterschaft 1961, die in Deutschland – gespielt wurde in Berlin, Kiel, Dortmund, Krefeld, Münster und Essen – trat letztmals eine gesamtdeutsche Mannschaft an. Trainer waren Heinz Seiler (DDR) und Werner Vick vom DHB. Zur Mannschaft zählten aus dem Westen Jürgen Hinrichs im Tor – er war von 1989 bis 1993 dann auch Präsident des DHB –, Adolf Giele (Hamburg), der Göppinger Gerhard Grill, Bernd Mühleisen vom SV Möhringen, Hinrich „Hinni“ Schwenker (Bremen, Vater des späteren Nationalspielers Uwe Schwenker), Edwin Vollmer (Frisch Auf Göppingen). Aus der DDR waren unter anderem Peter Kretzschmar, der Vater von „Kretzsche“, und Paul Thiedemann, der 1980 als Trainer die DDR zu Olympia-Gold führte, dabei.  Gegen Rumänien gab es eine Niederlage mit 9:12, sodass Deutschland als Hauptrunden-Zweiter im Spiel um Platz drei stand, das wir gegen Schweden mit 14:17 Toren verloren. Weltmeister wurde Rumänien mit 9:8 nach zweimaliger Verlängerung gegen die Tschechoslowakei.

 

Auch bei der WM 1964 in der CSSR reichte es leider nicht aufs Treppchen. Wieder belegten wir – diesmal mit einer reinen DHB-Auswahl – den vierten Platz. Zwar wurden wir Gruppensieger nach einem 14:14-Unentschieden gegen Jugoslawien, einem 12:10-Sieg gegen die DDR und einem 24:13 über die USA. Aber in der Hauptrunde wurden wir dann erneut Zweiter, weil wir den Ungarn mit 15:19 unterlagen, so dass auch der 16:8-Erfolg gegen den späteren Vize-Weltmeister Schweden nichts mehr nutzte. Um Platz 3 bezwang uns Gastgeber CSSR in Prag mit 22:15 Toren. Weltmeister wurde wiederum Rumänien mit einem 25:22 gegen Schweden. Die Partie gegen die DDR in Gottwaldov war übrigens das erste offizielle Aufeinandertreffen beider deutscher Staaten im Handball. Kuriosum am Rande: Im Tor der USA stand unser ehemaliger Nationalmannschaftskollege Jürgen Hinrichs, der damals für die Volkswagen AG in den Vereinigten Staaten tätig war. Sein Team schied allerdings bereits in der Vorrunde aus und unterlag dabei sowohl der bundesdeutschen als auch der DDR-Nationalmannschaft (9:20). Gegen Jugoslawien ging das US-Team sogar mit 3:22 Toren unter.

 

In der Nationalmannschaft bestritt Bubes insgesamt 42 Länderspiele. Er war Stammspieler und Kapitän unter Bundestrainer Werner Vick. Im Jahr gab es vier bis sechs Länderspiele, viermal pro Woche wurde trainiert. Das DHB Abschiedsspiel von Bubes fand am 13. März 1965 in Berlin statt, Gegner war Schweden. Er hat auch sehr gerne Großfeld gespielt als Mittelstürmer, aber für die Nationalmannschaft trat er nur in der Halle an, obwohl es bis 1966 offizielle Großfeld-Länderspiele gab.

 

1968 zog Bubes ins eigene Haus nach Scharnhausen. Beim TSV war er seit 1969 Mitglied und hat einige Male in der AH gespielt. Früher war er bei jedem Heimspiel in der Körschtalhalle dabei, als die Scharnhäuser Handballer dann aber nach Stuttgart umzogen, kam er nicht mehr!

 

Kurt Ostwald

 

Foto: Hermann Graf bei der Handball-WM 1961, © privat

Die Handballabteilung des TSV Scharnhausen bildet seit dem 1. April 2007 gemeinsam mit der Handballabteilung des TB Ruit, der Jano-Filder (Jugendhandball-Akademie Neuhausen/Ostfildern), die Handballspielgemeinschaft Ostfildern (HSG Ostfildern).

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